Der Weitblick ist vernebelt

Okt. 2, 2024 | #garten, #lesung, #personal

von Beate Fuhrman

Wir starten nicht im offenen Garten,

sondern im offenen Wohnzimmer,

sie erzählen, vom Hausbau, vom Garten,

von der Liebe zu den Steinen,

doch bald gehen wir mit Tellern und Tassen,

Kuchen und Kaffee und Tee in den Garten, 

dort, unter dem Pavillon unter den Bäumen,

genießen wir den französischen Kuchen mit Vanilleeis

und die Stille, die gerade nicht hörbar ist,

Regentropfmusik über uns,

Akkordeonmusik nicht weit von uns,

immer wieder tanzen die Töne – so berührend.

Der Weitblick ist vernebelt, doch

dieser Garten ist ein Kunstwerk

Steinbänke und Steintürme und Pflanzen und Blumen,

der Nutzgarten ist größer geworden 

und die Zeitfenster für die Gartenarbeit sind es auch.

Diese Mauer, ein Steinmosaik, fast zwei Jahre, bis sie fertig war, so schön,

ich kann meinen Blick und meine Bewunderung nicht von ihr nehmen.

Der Gastgeber erkennt, wie wichtig ihm solche Begegnungen sind

und ich erinnere mich an den Satz von Guy de Maupassant,

der mich durchs Leben leitet:

>Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen<.

Der Regen hat uns gesammelt, ja, das Wasser ist der Grund,

warum wir heute hier zusammen sind und ist wie selbstverständlich 

mit dabei, doch nach zwei Stunden lässt der Regen nach

und hört dann ganz auf.

Die Flut hat mein Verhältnis zu Wasser verändert, sagt eine Stimme.

Ich habe mir gemerkt: Nicht meckern, machen! – eine andere.

Und ja, auch ich konnte helfen, sagt der Gastgeber,

endlich konnte ich meinem Bruder etwas zurückgeben, der so viel für mich getan hat.

Das war das Beste an der Flut, das Positive danach,

die Solidarität und die Hilfe von Nah und Fern,

da war sie, die Menschlichkeit, von der wir dachten,

es gäbe sie nicht mehr, im Streben nach Geld, im gegenwärtigen Egoismus,

und noch lange danach gab es diese Treffen.

Sie fehlen ein wenig, denn man ist zurückgekehrt, 

zu den alten Gewohnheiten,

in die eigenen Gärten und vor den Fernseher.

Jetzt öffnen sich die Gärten wieder für Fremde,

und Neues darf entstehen.

Viele wollen nicht mehr zurückschauen, sich erinnern

keine Gedenktage bitte, wir blicken nach vorne, ja, 

“Wir wollen in die Zukunft schauen!“

und das ist verständlich. Aber es ist doch auch schön, 

in den Erinnerungen zu kramen, 

alte Fotos anzuschauen, sagt eine Stimme.

Für viele gibt es nichts mehr, worin sie kramen können.

Die Flut hat das, was beim Erinnern hilft, mitgenommen.

Die Vergangenheit kann sich an nichts mehr festhalten.

Was ich mitnehme an diesem Nachmittag? 

Wieder erinnere ich mich, dass alles zwei Seiten hat, 

alles Negative bringt auch Positives hervor.

Wir sind es, die bewerten und wir sind es, die entscheiden, 

wo wir hinschauen. Unsere Energie folgt der Aufmerksamkeit.

Und zum Schluss kommt sie doch, die Stille

und mischt sich in unsere Gespräche

der Nebel hat sich aufgelöst und ich schaue 

in die unglaublich schöne Natur

der Weitblick ist klar.

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